11. Januar, 20:30, Wien, Urania Kino
12. Januar, 20:00, Essen, Lichtburg
13. Januar, 20:30, Berlin, Kulturbrauerei
14. Januar, 20:00, Hamburg, Passage Kino
20. Januar, 20:30, Zürich, Kino Arthouse Le Paris
- Kaufkarten sind im jeweiligen Kino erhältlich!
Wirtschaftsanwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu) ist der unangefochtene Star auf seinem Gebiet. Er ist erfolgreich, hat Geld und die für ihn perfekte Frau (Doris Schretzmayer). Als sich ein Geschäftspartner aufgrund seiner harten Verhandlungstaktik umbringt, fängt Urs an, sein bisheriges Leben in Frage zu stellen. Vielleicht auch deshalb fühlt er sich so zu Lucille (Nora von Waldstätten) hingezogen, die ihm mit ihrem alternativen Lebensstil eine ganz neue Welt eröffnet - und ihn zu einem Trip mit halluzinogenen Pilzen verführt. Mit schweren Folgen für Blank, denn nach dem Trip verändert sich seine Persönlichkeit und bringt seine dunkle Seite zum Vorschein: Der zivilisierte Anwalt wird zu einem instinktgetriebenen Individuum und unberechenbaren Mörder. Zutiefst verunsichert von seiner Wandlung flüchtet sich Blank aus seinem alten Leben in den Wald, um dort nach einem Gegenmittel für den missglückten Pilztrip zu suchen. Doch für seinen skrupellosen Mandanten Pius Ott (Jürgen Prochnow) ist der unberechenbare Blank eine tickende Zeitbombe geworden, denn er droht dessen größten Fusions-Deal zu gefährden. Urs Blank wird zum Gejagten - und sein Kampf um seine Rückkehr in die Zivilisation zum Wettlauf um sein Leben…
Ein Maximum an Spannung trifft auf episches Kino mit zwei absoluten Schauspielgrößen. Moritz Bleibtreu (DAS EXPERIMENT, ELEMENTARTEILCHEN) spielt in der Rolle des Urs Blank einen Erfolgsmenschen, dessen abgründige, verborgene Instinkte hervortreten. Ein schauspielerisches Duell der Sonderklasse liefert sich Bleibtreu mit Jürgen Prochnow (DAS BOOT, DA VINCI CODE), der mit kühler Bösartigkeit Blanks Widersacher Pius Ott gibt.
DIE DUNKLE SEITE DES MONDES ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Martin Suter.
Was hat Sie an der Figur des Urs Blank so angesprochen, dass Sie diesen widersprüchlichen Mann spielen wollten?
Das ist eigentlich die falsche Frage. Mir ist mehr an Geschichten als an Figuren gelegen. Mir ist wichtig, dass etwas erzählt wird, das mich packt und das ich selbst gerne in einem Film sehen würde. Die Rolle an sich spielt da eine eher untergeordnete Rolle. Aber natürlich ist dieser Urs Blank ein Geschenk, weil in ihm alles drinsteckt, was einen als Schauspieler fordert. Er ist von Anfang an eine gebrochene Figur, wird dann vom Leben eingeholt und gegen die Wand geknallt, um schließlich spät eine Katharsis zu erfahren und erstmals in seinem Leben zu sich zu finden. Und dann noch die Drogengeschichte: Wie spielt man das, einen Trip? Wie drückt man aus, was in einem während eines Trips vorgeht? Mir fehlt der persönliche Erfahrungsschatz, auf den man zurückgreifen müsste, wenn man so etwas authentisch darstellen wollte. Aber gerade diese Grenzerfahrung ist es, die für einen Schauspieler spannend ist, wenn sich die Figur so weit von einem entfernt, dass es eigentlich keinen gemeinsamen Nenner mehr gibt, den man mit der Realität verknüpfen könnte.
Was hat Ihnen also an der Geschichte konkret so gefallen?
Ich fand die Geschichte schon immer toll. Ich habe das Buch gelesen, kurz nachdem es erschienen war. Suter lese ich ohnehin einfach gerne, weil er es mit einer tollen Sprache scheinbar mühelos schafft, verquere Innenwelten zu erklären und zu zeichnen, die ganz krass im Kontrast zu einem bestimmten gesellschaftlichen Bild stehen. Da baut sich eine ganz eigentümliche Spannung auf. Deshalb war ich gleich wach, als ich hörte, dass es eine Verfilmung geben sollte.
Lag zum Zeitpunkt Ihres Einstiegs in das Projekt bereits ein Drehbuch vor?
Ja, aber wie bei jedem Filmprojekt gab es unzählige Fassungen und Änderungen. Romanverfilmungen sind heikel, weil man einen Weg finden muss, eine vorgestellte Welt in Filmbildern zu erzählen. Ein Roman hat mit seinen 400 bis 600 Seiten ganz andere Möglichkeiten, dem Leser seine Welt und Figuren in einer ganz eigenen Struktur näher zu bringen. Ein Film ist eingeschränkter. Er darf eine gewisse Länge nicht überschreiten, und in diesem Rahmen muss man versuchen, alles unterzubringen, was die Vorlage ausmacht. Gleichzeitig muss man sich lösen von der Vorlage, weil ein Film nach eigenen Gesetzen funktioniert und man sich diesen Gesetzen unterordnen muss, wenn es denn ein guter Film werden soll.
Wie sind Sie an die Rolle herangegangen? Gab es einen gewissen Haken, den Sie finden mussten?
Das ist mein Beruf. Deshalb bin ich Schauspieler. Wenn ich eine Rolle nicht spielen könnte, dann bestenfalls aus moralischen Gründen oder weil ich die Geschichte zu langweilig finde. Urs Blanks Geschichte ist im Grunde ganz klassisch, eine Odysseus-Geschichte eines Mannes, der sich aufmacht, sich selbst zu finden. Die Komponente Drogenrausch war es, wovor ich Respekt hatte. Es ist einfach unheimlich schwierig, Innenwelten mimisch darzustellen, da begibt man sich schnell auf dünnes Eis. Was kann man da machen? Einfach nur die Augen weit aufzureißen, kann nicht die Antwort sein. Es war ein spannender Prozess, sich da hineinzuarbeiten und einen Ansatz zu finden, das darzustellen.
Und man darf nicht vergessen: Man sieht hier einem Mörder zu.
Das ist sicherlich auch eines der Themen des Films. Diese gewalttätige Seite schlummert in uns allen. Wir alle haben unsere Abgründe, die unter falschen Umständen ganz furchtbare Verhaltensweisen hervorrufen können. Unsere gesamte soziale Existenz baut sich auf der Verabredung auf, dass wir bestimmte Dinge so tun, wie wir sie tun, um in einer Sozialgemeinschaft miteinander zurecht zu kommen. Der Film zeigt, wie schnell es gehen kann, wenn wir diese vermeintlich selbstverständlichen Wege verlassen, in denen Höflichkeit und Diplomatie angelegt sind und für ein maßvolles Zusammenleben sorgen.
Es ließe sich argumentieren, dass Urs Blank schon davor in seiner Eigenschaft als eiskalter Wirtschaftsanwalt ein Killer ist.
Absolut. Vielleicht manifestiert sich im Verlauf der Geschichte nur auf ganz urwüchsige Weise eine Wesensart, die längst existiert, wenngleich auf einer anderen Ebene. Das wird im Film explizit angesprochen. Vielleicht sind ja gar nicht der Pilz und der Trip schuld, vielleicht ist es doch ganz einfach Urs Blank selbst, in dem etwas erweckt wird, was immer schon in ihm geschlummert hat. Kein Mensch wird als Mörder geboren. Aber genauso muss man auch sagen, dass die Fähigkeit, so etwas zu tun, in jedem von uns angelegt ist. Es muss nur ein Funke Chemie in unserem Hirn falsch überspringen, und schon kann alles aus dem Ruder laufen.
Mit Stephan Rick haben Sie mit einem Regisseur gearbeitet, der seinen ersten Kinostoff realisiert. Wie haben Sie ihn erlebt?
Ich ziehe meinen Hut vor ihm, weil er eine schier übermenschliche Aufgabe zu meistern hatte. Seine Arbeit beschränkte sich nicht nur auf die Inszenierung. Er musste unter massivem Zeitdruck arbeiten, hatte nur sehr beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung, und wir haben unter wirklich erschwerten Bedingungen gedreht, fünf Wochen davon in einem Wald in Luxemburg, was kein Zuckerschlecken war. Und er hat nie aufgesteckt, sondern das im Stil eines Guerrilla-Kämpfers durchgezogen. Er hat das sehr, sehr gut gemacht, blieb immer ruhig, ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Man darf auch nicht vergessen, dass es sich um einen Stoff handelt, in dem irrsinnig viel passiert, der emotional immer im oberen Drehzahlbereich fährt. Er hat das beeindruckend gemeistert, mit viel Gefühl und außergewöhnlicher Beobachtungsgabe und sehr viel Disziplin. Ich denke aber, dass man allen Beteiligten ein Lob aussprechen muss: Rein physisch war es einer der am meisten fordernden Filme, an dem ich jemals beteiligt war.
War Stephan Rick Ihnen schon davor ein Begriff?
Ich kannte ihn nicht. Als er als Regisseur feststand, habe ich mir seinen ersten Fernsehfilm angesehen und mich dann mit ihm zusammengesetzt. Mir ist es nicht so wahnsinnig wichtig, was die Leute vorher schon gemacht haben. Das sind nur Momentaufnahmen. Die persönliche Begegnung mit einem Regisseur ist für mich viel wichtiger als seine Vita. Für mich zählt, war er über einen Stoff zu sagen hat und wie viel Begeisterung und Leidenschaft er mitbringt. Stephan hat mich sofort überzeugt.
Sie haben bereits gesagt, dass der Dreh eine Herausforderung war. Wie haben Sie ihn erlebt?
Ich kann Druck aushalten. Muss ihn aber auch nicht zwingend haben, er treibt mich nicht zu Höchstleistungen an. Allen Beteiligten war klar, dass der Dreh eine harte Nummer werden würde. Weil wir nicht wirklich bestimmen konnten, wann wir drehen würden, barg der Zeitpunkt des Drehs zahllose Risiken. Wenn es nur einmal angefangen hätte zu Schneien während unseres Außendrehs im Wald, hätten wir ein echtes Problem gehabt. Da hatten wir Glück. Aber auch so waren die vier Wochen in der Natur, an unwegsamen Abhängen, eine Herausforderung. Es war kalt, es war feucht. Und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ein Wald im Winter auf Dauer ein besonders schöner Ort wäre. Die Drehtage waren zudem extrem konzentriert, weil es spät hell und sehr früh dunkel wird. Da muss man auf Zack sein. Das zehrt an den Kräften.
An Ihrer Seite spielt Jürgen Prochnow in seinem ersten Leinwandauftritt seit Jahren.
Ich fand’s toll. Er spielt einen lupenreinen Antagonisten, er ist wie eine Metapher, ein klassischer Bad Guy, der aus dem Missgeschick und Unglück anderer seine Energie zieht. Mit minimalen Mitteln holt Jürgen aus so einer Figur irrsinnig viel heraus, weil er eine überwältigende Präsenz vor der Kamera hat, der man sich nicht entziehen kann. Ich finde es schlimm, dass man ihn so lange nicht mehr gesehen hat bei uns, dass er in Vergessenheit geraten ist. Wie kann das sein? Er ist eine Legende, ein internationaler Star. Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der sich das Schubladendenken etwas auflöst, was ein Filmstar und was ein Fernsehstar ist, viele Kollegen werden in diesem Zuge wiederentdeckt. Als ich die erste Ausspielung einer Großaufnahme von Jürgen gesehen habe, habe ich Stephan zugenickt und gesagt: Schau mal, wie großartig. Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Man darf nicht vergessen: Der Mann ist über 70. Aber was er da beim Dreh im Wald, auf den Abhängen, im Kampf mit mir hingelegt hat, davor kann man nur den Hut ziehen.
Der Titel des Films verweist auf das klassische Pink-Floyd-Album „The Dark Side of the Moon“, ein Konzeptalbum über das Leben eines Menschen, das im Wahnsinn mündet. Ist das auch ein Thema des Films?
Bewusstsein und Unterbewusstsein kann man ebenso wenig voneinander trennen wie hell und dunkel. Das gehört fest zusammen. Sinnesabweichungen, die dazu führen, dass man Dinge anders wahrnimmt, als man es normalerweise tut, kann man also durchaus als Wahnsinn bezeichnen. Vielleicht sähe Timothy Leary es anders, aber wenn Sie mich fragen, dann ist die Verwendung halluzinogener Drogen bewusst herbeigeführter Wahnsinn. Die Frage ist: Entfaltet die Droge wie ein Medikament seine Wirkung und geht dann wieder weg? Oder wird ein Zustand herbeigeführt, der anhält und die Persönlichkeit dauerhaft verändert? Ich finde das ungemein faszinierend, es beschäftigt mich. Das trifft auf viele Themen des Films zu, der ungewöhnlich vielschichtig ist. Es geht um den Kampf Mann gegen Mann, es geht um Neid, Rache und Ehrgeiz, es geht um Gut und Böse, es geht um andere Sinneswelten und Wahnsinn, es geht um Freundschaft und Familie, um Vater und Sohn, um den Mensch, der zu seinem Ursprung zurückfindet, und die Natur. Der Film ist wie ein Baum, der sich endlos verästelt. Fast jedes relevante soziale Thema spiegelt sich in ihm wider.
Welche Erinnerung haben Sie an die Entstehung von „Die dunkle Seite des Mondes“? Welche Bedeutung hat der Roman für Sie?
Ich wollte einen Roman schreiben, der vor allem im Wald spielt. Und der Protagonist musste jemand sein, der eigentlich überhaupt nicht in den Wald passt. Es war mein zweiter veröffentlichter Roman, der schwierigste, wie es heisst. Er ist noch immer einer meiner Lieblinge, nicht zuletzt, weil er der Lieblingsroman meiner Frau ist.
Welche Erfahrung haben Sie mit dem Roman gemacht? Wer waren die Leser und wie haben Sie reagiert?
In die Lesungen meines ersten Romans kamen vor allem Frauen. Nach „Die dunkle Seite des Mondes“ waren plötzlich viele Männer im Publikum.
Wie nahe stehen Ihnen die Figuren? Können Sie heute noch nachempfinden, warum Sie diese Figuren so gewählt haben?
Zu Urs Blank hielt ich am Anfang etwas Distanz, weil ich wusste, dass die Figur im Laufe der Geschichte beschädigt würde. Aber es ist mir nicht gelungen, diese Distanz über die ganze Strecke zu halten. Ich begann, ihn zu mögen.
Woher kommen die Anspielungen aus dem Pink-Floyd-Album „Dark Side of the Moon“?
Das Album ist bis heute eines meiner liebsten. Und die Musik war zu ihrer Zeit eine treue Tripbegleiterin in der Szene.
Roman wie Film wagen eine faszinierende Gratwanderung: Eigentlich darf man Urs Blank nicht „gut“ finden, darf man nicht mit ihm fiebern – seine Taten und Handlungen sind nicht entschuldbar. Warum aber tut man das dennoch?
Ich glaube, das geht den Lesern und Zuschauern so, weil es dem Autor auch so gegangen ist.
Wie stehen Sie allgemein zu Verfilmungen Ihrer Werke? Fällt es Ihnen leicht, ihre Romane loszulassen und in die Hände Anderer zu übergeben? Wie sehr involvieren Sie sich selbst in eine Verfilmung?
Es fällt mir einigermaßen leicht, weil ich weiß, dass ein Roman und ein Film zwei sehr verschiedene Medien sind. Ich mische mich bei der Entstehung nur ein, wenn das ausdrücklich gewünscht ist. Und auch das eher ungern, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass meine Ratschläge sowieso nicht befolgt werden. Im Fall von „Die dunkle Seite des Mondes“ habe ich nicht einmal das Drehbuch gekannt.
Wie standen Sie zu Beginn im Speziellen zur filmischen Adaption von „Die dunkle Seite des Mondes“? Man könnte denken, dass der Roman nicht leicht verfilmbar ist.
Im Gegenteil, ich fand immer, dass sich der Roman sehr gut zur Verfilmung eignet und habe es bedauert, dass es so lange gedauert hat, bis es so weit war.
Und was denken Sie über das Ergebnis? Wie hat der Film Ihnen gefallen? Was daran hat Ihnen gefallen?
Er gefällt mir gut. Tolles Casting, schöne Bilder und eine gelungene filmische Interpretation meiner Geschichte.
Die Handlung ist im Grunde wie im Roman geblieben, aber es gibt auch Änderungen. Wie stehen Sie dazu?
Wenn man aus einem Roman von gut dreihundert Seiten einen Film von neunzig Minuten machen will, muss man straffen, streichen und ändern. Die Schwierigkeit besteht darin, die richtigen Striche, Straffungen und Änderungen zu machen. Das ist hier gelungen.
Vielleicht noch ein Wort zu den Darstellern – Moritz Bleibtreu als Urs Blank, Jürgen Prochnow als Pius Ott, Nora von Waldstätten als Lucille: Kommt das Ihrem „Kopfkino“ nahe?
Es gibt Verfilmungen meiner Romane, in denen ich mich bis zum Schluss nicht an die Besetzung gewisser Figuren gewöhnen konnte. Hier hatte ich schon nach ein paar Minuten die Bilder, die ich von den Figuren im Kopf hatte, vergessen.
Wie sind Sie an den Stoff gekommen? Was hat Sie an der Geschichte, den Figuren gereizt?
Ich hatte den Roman bereits vor Jahren gelesen, meine Freundin gab mir damals das Buch. Die Geschichte hat mich von Anfang an sehr begeistert. Vor allem die Reise des kultivierten Staranwalts zum gewalttätigen Mörder. Im Grunde das „Dr. Jekyll und Mr. Hide“-Motiv, das ich so originell lange nicht mehr gesehen hatte. Und manchmal hat man ja einfach Glück im Leben: 2011 trat Amir Hamz, einer der Produzenten, an mich heran, nachdem er meinen Debütfilm „Unter Nachbarn" gesehen hatte, und fragte mich, ob ich Interesse an dem Stoff hätte.
Was sind die Themen des Films? Warum muss man diese Geschichte fürs Kino erzählen?
Ich glaube, Martin Suters Roman ist deshalb so daueraktuell und daher für mich auch ein zwingender Kinostoff, weil sein Thema eines ist, dass die Menschheit seit jeher beschäftigt. Es geht um die dunkle Seite, das „Böse“, wenn man so will, das in jedem von uns schlummert. Und um das, was passiert, wenn wir die Kontrolle darüber verlieren. Denn auch wenn wir uns im normalen Alltag meist sicher fühlen, die Decke der Zivilisation ist doch ziemlich dünn.
Was gefällt Ihnen an diesem „Antihelden“ Urs Blank?
Er ist eine spannende Figur, ein Mann, der bereits vor seiner Verwandlung Gewalt über andere ausgeübt hat. Der durch sein Verhalten Leben zerstört hat. Aber auf eine abstrakte Weise, auf dem Papier, durch Vertragsklauseln, niemals durch rohe Gewalt. Nachdem er jedoch auf dem Pilztrip war, wird sein gewalttätiges Potential offensichtlich. Filmisch spannend finde ich, dass sich die Hauptfigur Urs Blank ab diesem Moment in einem ständigen inneren Kampf befindet. Seine Identität steht auf dem Spiel. Er möchte die Kontrolle zurückgewinnen, wird aber immer wieder von seiner dunklen Seite übermannt. Und kommt dadurch dem Wahnsinn immer näher.
Sie haben sich mit Arbeiten fürs Fernsehen einen Namen gemacht. Was gab Ihnen die Zuversicht, mit DIE DUNKLE SEITE DES MONDES Ihr Kinodebüt geben zu können?
DIE DUNKLE SEITE DES MONDES ist eine absolut ungewöhnliche Geschichte. Und gleichzeitig eine Fortführung der Themen, die mich bereits in „Unter Nachbarn" interessiert haben, wie z.B. die Veränderung von Persönlichkeit und Identität, wenn Dinge in unser Leben treten, die wir nicht kontrollieren können. Und auch in „Unter Nachbarn" gab es eine Hauptfigur, die Dinge jenseits der Moral tut, der wir als Zuschauer aber trotzdem folgen sollen. Das war auch eine der großen Herausforderungen bei DIE DUNKLE SEITE DES MONDES: dass wir als Zuschauer nicht einfach dicht machen und die Figur rundherum ablehnen und dadurch das Interesse an ihr verlieren.
Wie sind Sie an den Stoff herangegangen? Was musste hinsichtlich der Romanvorlage geändert werden?
Catharina Junk, meine Co-Autorin und ich sind letztendlich sehr frei mit Martin Suters Roman umgegangen. Die Vorlage ist sehr multiperspektivisch in ihrer Erzählung. Viele Figuren haben eigene Handlungsstränge. Das funktioniert für den Roman wunderbar, aber für einen Film sind so viele, zum Teil auch nicht zusammenhängende und nur angerissene Geschichten ein Problem. Hier haben wir den Fokus in unserer Adaption sehr stark auf Urs Blank gelegt. Aber selbst in seiner Entwicklung stecken im Roman mehrere ganz unterschiedliche philosophische Ansätze und Geschichten. Wir haben uns für die entschieden, die uns am meisten interessiert hat.
Wie sah die Zusammenarbeit mit den Produzenten aus?
Das schöne an dieser Zusammenarbeit war, dass die Produzenten genauso begeistert von dem Stoff sind. Sie haben alles dafür gegeben und sich unglaublich engagiert. Ohne diese Kraft wäre dieser Film niemals zustande gekommen. Wir standen vor gewaltigen Herausforderungen, weil das Budget, welches wir letztendlich für den Film zusammenbekommen haben, zu klein war. Produzent Jan Krüger hat dann aber irgendwann gesagt: „Es ist verrückt diesen Film zu machen, aber es wäre noch verrückter, ihn nicht zu machen."
Wie sind Sie bei der Besetzung vorgegangen? Wie konnten Sie Moritz Bleibtreu gewinnen? Und wie kam es zu dem Besetzungscoup mit Jürgen Prochnow? Können Sie die Arbeit mit den beiden beschreiben? Was zeichnet sie aus?
Für die Rolle des Urs war es sehr wichtig, jemanden zu finden, der so durchlässig spielen kann, dass man ihn selbst in seinen dunkelsten Moment nie ganz verliert. Das ist eine Qualität die Moritz mitbringt und die unglaublich wichtig für den Film ist. Er war bereits ganz von Anfang an dem Projekt beteiligt und hat sich von allen Aufs und Abs nicht irritieren lassen. Jürgen war ebenfalls ein großer Glücksfall. Er bekam das Drehbuch an einem Freitag nach Los Angeles geschickt. Am Montag war seine Antwort da: Er ist dabei. Manchmal können so scheinbar komplizierte Sachen ganz einfach sein. Das war zum Glück auch in der konkreten Arbeit mit den beiden so. Moritz ist ein Schauspieler, der sehr filmisch denkt und bereit ist, im Dienste des Filmes über Grenzen zu gehen, und der dabei sehr physisch ist. Jürgen steht dieser Physis in nichts nach. Er ist stets perfekt vorbereitet und in der Zusammenarbeit ein unglaublich feiner Mensch.
Worauf mussten Sie bei der Inszenierung besonders achten? Was war am schwierigsten?
Einer der Knackpunkte waren natürlich die Gewaltattacken von Urs Blank. Hier die richtigen Wege und Mittel zu finden, sie schauspielerisch umzusetzen und filmisch einzufangen, war eine große Herausforderung. Zudem hatten wir unglaublich viele Szenen mit Tieren. Hund, Wolf, Katze, Rehbock. Und die machen einfach nur bedingt, was man Ihnen sagt. Hinzu kam, dass viele Szenen im Wald spielen und wir im November gedreht haben. Was heißt: Die Tage waren kurz, wir hatten sehr wenig Tageslicht, bzw. Zeit für die Inszenierung. Hier ging es darum, die richtigen Entscheidungen schnell zu fällen.
Wie haben Sie die richtigen Motive gefunden?
Da wir ja in Luxemburg und Köln gedreht haben, die Geschichte aber in Frankfurt und im Taunus spielt, war das eine große Herausforderung, inhaltlich und logistisch. Denn neben vielen Waldmotiven erzählen wir ja auch die Welt der Hochfinanz und die des Großstadthippiemädchens Lucille. Die Szenenbildnerin Gabriele Wolff hat hier wirklich Enormes geleistet, für den Film alles möglich zu machen. Eine besondere Rolle spielt der Wald. Die Drehorte im Wald zu finden, der ja so etwas wie eine eigene „Figur“ ist, war eine weitere Aufgabe. Es sollten immer Motive sein, die etwas Besonderes zur Geschichte beitragen. Je nach Stimmung brauchten wir beispielsweise einen eher lieblichen Laubwald oder einen kühlen Nadelwald. Und damit diese Bilder nicht austauschbar sind, ging es immer darum, auch das spezielle an diesen Orten zu finden. Eine Felsformation, ein verkrüppelter Baum, etc. Letztendlich war es auch Fleißarbeit: Wir haben uns wochenlang im Wald herumgetrieben, bis wir die richtigen Locations hatten.
Ein Knackpunkt ist die Tripszene. Was wollten Sie rüberbringen?
Es ging darum zu visualisieren, wie aus Urs die dunkle Seite herausbricht. Dabei hat der Trip in sich einen Entwicklungsbogen. Er beginnt ausgelassen, ist angelehnt an echtes Triperleben und tatsächliche Halluzinationen auf psilocybinhaltigen Pilzen. Bis sich Urs immer mehr von den anderen entfernt. Und während der Wald ihn zunächst magisch anzieht, bricht sich seine dunkle Seite die Bahn. Anders als im Roman, wo der Pilz stärker die Ursache ist, ist er im Film mehr nur der Katalysator für die Entwicklung von Urs.
Der Titel bezieht sich auf das berühmte Album von Pink Floyd, ein Konzeptalbum über den Wahnsinn des Alltags und der Kunst. Spielte die Musik eine leitmotivische Rolle?
Die Musik hat für mich und die Autorin beim Schreiben eine Rolle gespielt. Es ist ja nicht nur der Titel, der im Roman auftaucht, sondern alle möglichen Textzeilen und Zitate aus dem Album finden sich in Martin Suters Buch wieder. Bei der Arbeit im Schneideraum war es jedoch so, dass der Einsatz dieser Musik fast wie eine Anbiederung an eine vergangene Epoche wirkte. Letztlich muss der Film auf völlig eigenen Beinen stehen.
Sie haben lange an dem Film gearbeitet. Können Sie sagen, dass der Film so geworden ist, wie Sie sich das eingangs vorgestellt haben? Mussten Sie Zugeständnisse machen?
Der Prozess des Filmemachens trägt es einfach in sich, dass sich Dinge verändern, Vorstellungen plötzlich auf Konkretes treffen und man aus dem einen oder anderen Grund Dinge ganz anders macht als geplant. Das kann beängstigend sein, aber wenn man diese fließenden Prozesse umarmt auch sehr befreiend. Obwohl ich alles sehr genau plane, finde ich es sehr wichtig, im Prozess des Drehens Spontanes zuzulassen, mit der Unberechenbarkeit zu spielen. So kann wirklich Frisches und Neues entstehen.
Was soll das Publikum aus diesem Film mitnehmen?
Dass - so schlimm das ist, was Urs Blank tut - jeder Zuschauer sich fragt, wie viel davon vielleicht selbst in ihm steckt.
1. PREIS
Gewinnen Sie einen exklusiven Business Anzug von atelier torino nach Wahl. Die Kollektion verbindet perfekt casual Einflüsse sowie Modern Classic Elemente, die aufwendig verarbeitet in vielen Details die Marke atelier torino prägen.
www.atelier-torino.de
2. PREIS
Ein 5-Personenzelt, inklusive Schlafsack und Isomatte, für das ultimative Outdoor-Erlebnis! Damit dem Abenteuer nichts mehr im Wege steht, bietet das robuste 5-Personenzelt von SKANDIKA mit seiner hohen Wassersäule und den verschweißten Nähten einen optimalen Wetterschutz.
www.skandika.com
3. - 5. PREIS
Ein Biowein-Paket von Stellar Organics bestehend aus drei Flaschen ‚Moonlight‘ – je ein Rotwein, Weißwein und Roséwein. Fruchtige, gut strukturierte Rebsorten-cuvées aus den sonnengereiften Trauben Südafrikas.
www.stellarorganics.de
6. - 8. PREIS
Ein Produktset von Dermalogica: Our Favorites Kit. Erleben Sie das Beste aus der Welt von Dermalogica, deren Produkte zur Hautpflege während der Dreharbeiten verwendet wurden. Vom Reiniger bis zur Pflege wurden alle Produkte persönlich von den Dermalogica Hautpflege-Experten ausgewählt. Für die beste Haut, die Sie je hatten.
www.dermalogica.de
Um teilzunehmen schicken Sie bis zum 31. Januar einfach eine Email an gewinnspiel@alamodefilm.de und beantworten Sie folgende Frage:
Wie heißt der Autor der Buchvorlage?
a) Martin Müller
b) Martin Suter
c) Martin Schulz
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Mitarbeiter der veranstaltenden Firmen sowie angeschlossener Agenturen und allgemeiner Gewinnspielservices sind nicht zur Teilnahme berechtigt. Den 1. Preis kann sich der Gewinner aus dem aktuellen Saisonfolder von atelier torino aussuchen.
BESETZUNG | |
---|---|
Urs Blank | MORITZ BLEIBTREU |
Pius Ott | JÜRGEN PROCHNOW |
Lucille | NORA VON WALDSTÄTTEN |
Evelyn | DORIS SCHRETZMAYER |
Joe | ANDRÉ HENNICKE |
Wenger | LUC FEIT |
Konrad Geiger | NICKEL BÖSENBERG |
Dr. Fluri | MARCO LORENZINI |
Petra Decarli | SABINE ROSSBACH |
Von Berg | GERMAIN WAGNER |
Pat | EUGENIE ANSELIN |
STAB | |
Regie | STEPHAN RICK |
Drehbuch | CATHARINA JUNK, STEPHAN RICK |
Nach dem Roman von | MARTIN SUTER |
Produzenten | AMIR HAMZ, JAN KRÜGER, NICOLAS STEIL |
Koproduzenten | HENNING FERBER, MARCUS WELKE, ANDREAS EICHER, TOBIAS QUEISSER, NILS DÜNKER, BORISLAV CHOUCHKOV, CHRISTIAN SPRINGER |
Kamera | FELIX CRAMER, STEFAN CIUPEK |
Schnitt | FLORIAN DRECHSLER |
Casting | ANJA DIHRBERG |
Szenenbild | GABRIELE WOLFF |
Kostüm | MAGDALENA LABUZ |
Stylist | ANGI NEIS |
Musik | GAST WALTZING |
Musik Supervisors | JENS GRÖTZSCHEL, STEFAN SCHULZKI |
Redaktion | STEPHANIE GROSS (SWR), CHRISTINE STROBL (ARD DEGETO) |